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Buddha
Dharma
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Wer ist der Buddha

Das Wort Buddha ist kein Name, sondern ein Titel. Es bedeutet ‚jemand, der erwacht ist’. Damit ist gemeint, dass jemand die Wirklichkeit im höchsten Sinn direkt geschaut hat, unabhängig von allen Worten oder Vorstellungen. Man sagt auch, ein solcher Mensch sei ‚erleuchtet’. Er oder sie sieht die Welt — Dinge, Menschen, Ereignisse — wie sie wirklich ist. Ohne Scheuklappen und Vorurteile, mit völliger Geistesklarheit und Offenheit. Das heißt nicht, dass solche Menschen allwissend wären, sondern vor allem, dass sie sich keine falschen Vorstellungen mehr über die Welt machen: Vorstellungen, die letztlich nur von eigenen Wünschen, Ängsten oder Hoffnungen geleitet sind.

Buddhaschaft oder Erleuchtung wurde historisch erstmals einem Mann namens Siddhartha Gautama zugeschrieben, der vor 2.500 Jahren in Nepal lebte. Heute setzt man sein Geburtsjahr im Allgemeinen auf die Zeit um -480*** an.

Siddhartha stammte aus der Patrizierfamilie der Gautama (oder auch Gotama) und wuchs in einem kleinen Fürstentum — dem Gebiet der Schakier — im Bereich des heutigen indisch-nepalesischen Grenzgebiets auf. Den überlieferten Berichten zu Folge bemühte sich sein Vater, sein Leben von allen nur denkbaren Problemen und schmerzhaften Erfahrungen abzuschirmen. Dennoch erkannte Siddhartha schon als junger Mann, dass im Leben Erfahrungen wie Alter, Krankheit und Tod unvermeidlich sind. Diese Erkenntnis ließ ihn nicht los, sondern zwang ihn zu handeln. Er wollte herausfinden, ob es einen Ausweg gibt. Er wollte erkennen, aus welchen Wurzeln Leiden entsteht und wie man es überwinden kann.

So verließ er seinen ‚goldenen Käfig’ und nahm die traditionelle Lebensweise eines wandernden Wahrheitssuchers an. (Die buddhistische Überlieferung spricht hier von seinem ‚Aufbruch in die Hauslosigkeit’.) Von mehreren berühmten Lehrern lernte er Meditation. Als er bemerkte, dass er mit deren Methoden nicht an sein Ziel kam, entschied er sich für ein Leben strenger Askese. Doch auch Entsagung und Selbstgeißelung brachte ihn nur an den Rand des Todes; der Wahrheit war er hingegen überhaupt nicht näher gekommen. So gab er auch diesen Weg auf und nahm wieder Nahrung zu sich.

Als er wieder zu Kräften gekommen war, erinnerte er sich an eine Erfahrung aus seiner Kindheit. Eines Tages hatte er, am Rande eines Feldes sitzend, spontan in einen Geisteszustand großer Klarheit und Wachheit hinein gefunden. Lag darin der Weg zur gesuchten Wahrheit?

Er wendete die Aufmerksamkeit nach innen auf den eigenen Herzgeist***. Unter einem Feigenbaum setzte er sich nieder und gelobte: „Mein Fleisch möge welken und mein Blut vertrocknen, doch ich werde diesen Sitz nicht eher verlassen, bis ich Erleuchtung erlangt habe.“ So saß er etwa vierzig Tage. Dann endlich erlangte er Erleuchtung. Siddhartha war zum Buddha geworden. Einen ausführlicheren Artikel über Siddharthas Weg zur Erleuchtung gibt es hier.

Buddhisten glauben, Siddhartha Gautama habe mit seiner Erleuchtung einen Seinszustand verwirklicht, der alles andere in der Welt überragt. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Erfahrung, die auf einer ich-zentrierten Einschränkung des Gewahrseins und der Fixierung auf bestimmte psychische und kulturelle Konditionierungen beruht und von ihnen begrenzt wird (z.B. Erziehung, Persönlichkeitsmerkmale, kulturelle Denk- und Wahrnehmungsmuster), ist Erleuchtung etwas Unbedingtes. Sie ist eine direkte Schau und Erkenntnis der tiefsten Zusammenhänge und Wirkungsweisen des Lebens. Sie ist weder an Begriffe und Ideen gebunden, noch wird sie von Gegebenheiten unserer Sinne oder mentalen Strukturen bestimmt. Man kann diese Schauung mit Worten nur umschreiben oder in Bildern und Vergleichen veranschaulichen, und dabei gibt es immer die Gefahr von Missverständnissen. Erleuchtung ist, als ob die Wirklichkeit sich selbst sähe. In direkter, tief eindringender Erfahrung sah der Buddha die innerste Gesetzmäßigkeit der Existenz und durchschaute damit auch die Ursachen menschlichen Leidens. Damit hatte er, nach sechs Jahren beharrlicher Suche, endlich auch jenes Problem gelöst, das ihn ursprünglich veranlasst hatte, dem weltlichen Leben zu entsagen und sich ganz der Wahrheitssuche zu widmen. Er wusste, auf welche Weise wir Menschen (und auch andere Wesen) unser eigenes Leiden verursachen, und er hatte den Weg zur Überwindung dieses Leidens gefunden.

Zunächst glaubte der Buddha, seine Einsicht sei so schwer mitzuteilen, dass niemand ihn verstehen würde. Doch in einer Vision kurz nach seiner Erleuchtung erschien ihm die gesamte Menschheit als von Lotusblumen bedeckter See. Manche dieser Lotusse waren noch geschlossen und von Schlamm bedeckt, einige ragten gerade eben aus dem Wasser hervor und bei einigen öffneten sich schon die Blüten. Der Buddha verstand dies als Sinnbild für unterschiedliche Stufen menschlicher Reife. Zugleich nahm er es als Aufforderung denen zu helfen, die ihr Potenzial weiter entfalten wollten und konnten. So entschied er sich zu lehren.

Der Weg Siddhartha Gautamas von seinem Aufbruch in die Hauslosigkeit bis zu seiner Entscheidung zu lehren wird traditionell auch als eine Serie der Siege des Buddha betrachtet. Einer der vielen [link:]Titel des Buddha ist jina, der Sieger.

Während der restlichen 45 Jahre seines Lebens wanderte er durch große Teile Nordindiens und verbreitete seine Lehre von den möglichen Wegen zur Erleuchtung. Er wanderte und lehrte. Dabei lebte er von Almosen und dem, was die Menschen ihm gaben. Frauen und Männer, Reiche und Arme, Mächtige und Entrechtete kamen, um seine Lehre zu hören. Der Buddha sprach zu allen, die ihn hören wollten. Wer sich ihm anschloss, entschied sich damit auch, allen Klassen-, Kasten- und Bildungsdünkel abzulegen und bloß noch Schüler oder Schülerin des Buddha zu sein. Der Buddha forderte seine Schüler auf, die Wahrheit seiner Botschaft in eigener Erfahrung zu prüfen, vor allem an den Folgen, die sich aus ihrer praktischen Anwendung ergaben. Er wollte keinen blinden Glauben, sondern warnte ganz entschieden davor, sich von oberflächlichen Gründen leiten zu lassen — von modischen Ideologien, konventionellen Zwängen, bloßen Spekulationen oder dem Charisma von Gurugestalten. Zwar war es auch aus seiner Sicht gut, das Urteil erfahrener Menschen Ernst zu nehmen, doch das allein reichte nicht aus. Einer Gruppe aus dem Stamm der Kalamer, die ihn — verwirrt über die einander widersprechenden Aussagen verschiedener spiritueller Lehrer — fragten, wie sie denn entscheiden könnten, ob eine Lehre richtig oder falsch sei, antwortete er:

Geht, Kalamer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kalamer, selber erkennt: ‚Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden’, dann, o Kalamer, möget ihr sie aufgeben.(AN I, 188)***

Von Ort zu Ort ziehend fand der Buddha zahlreiche Schüler, von denen viele selbst Erleuchtung erlangten. Auch sie begannen, andere zu unterweisen und setzten damit eine Kette der Überlieferung in Gang, die sich ungebrochen bis heute fortgesetzt hat. In Asien nennt man alle diese Lehren den Buddhadharma, die ‚Lehre des Erwachten’. Der Begriff ‚Buddhismus’ ist eine westliche Prägung, die man so in Asien nicht kennt.

Im Alter von 80 Jahren nahm der Buddha eine letzte, lange Wanderung auf, um sich von Freunden und Schülern zu verabschieden. Er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde. Sein Körper war verbraucht und von Schmerzen gepeinigt. In Kusinagara, am letzten Ort seiner Wanderung, legte er sich auf einer Plattform oder einer Art Steinbett unter Bäumen nieder. Mit der für ihn typischen Einfühlsamkeit forderte er alle, die ihn umgaben, ein letztes Mal dazu auf, hier und jetzt die Zweifel und Unklarheiten vorzubringen, die sie hinsichtlich seiner Lehre vielleicht noch hatten. Er schlug sogar vor, sie könnten ihn auch durch einen Freund befragen, falls sie ihn nicht selbst in dieser Stunde belasten wollten. Doch alle schwiegen. Schließlich mahnte er sie ein letztes Mal mit Worten, die den Kern seiner Botschaft in einem einzigen Satz ausdrücken: „Alle von Bedingungen abhängigen Dinge sind vergänglich. Übt eifrig und mit Achtsamkeit.“ Hierauf trat er in eine tiefe Meditation ein und starb.

Der buddhistischen Überlieferung zufolge war der Buddha Schakyamuni nicht der einzige historische Buddha. Er wird als der vierte von fünf Buddhas angesehen, die im derzeitigen [link:]Weltzeitalter immer wieder neu den Weg zur Erleuchtung frei legen. Dieser Überlieferung zu Folge erscheint ein neuer Buddha, wenn die Lehre so weit vergessen ist, dass niemand mehr den Weg zur Erleuchtung kennt. So heißt es, der zukünftige Buddha [link:]Maitreya ‚warte’ zur Zeit im [link:]Tuschita-Himmel, bis der rechte Zeitpunkt für ihn kommt, als Mensch wieder geboren zu werden.

Wir können es sicherlich offen lassen, ob derartige Überlieferungen wörtlich oder symbolisch zu verstehen sind. Die Erwähnung der verschiedenen ‚historischen’ Buddhas unseres Weltzeitalters ist schon allein deshalb bemerkenswert, weil sie verdeutlicht, dass die Möglichkeit von Buddhaschaft oder Erleuchtung immer vorhanden ist. Erleuchtung — und in diesem Sinne Vollkommenheit — gilt im Buddhismus als etwas, das jeder Mensch verwirklichen kann. Zwischen unerleuchteten Menschen und Buddhas gibt es keine prinzipielle, unüberbrückbare Kluft. Wir alle können Erleuchtung erlangen, wenn wir uns bemühen.

Der Buddha behauptete nie von sich, ein Gott zu sein. Auch wurde er von seinen Anhängern nicht vergöttlicht. Er war ein erwachter Mensch, der die Dinge sah, wie sie sind. Seine Erleuchtung hatte ihn nicht etwa allwissend gemacht, sondern er verstand nun das Leben in seinem tiefsten Sinn. Er hatte direkt erfahren und es existenziell angenommen, dass es kein ‚Ich’, keine ‚Seele’ und auch keinen fürsorglichen oder strafenden ‚Gott’ gibt. Indem er die Ich-Illusion überwand, befreite er sich auch von allen jenen geistigen Tendenzen, durch die man sich selbst und anderen Leiden zufügt. Auf diese Weise war er zu einer neuen — in gewissem Sinne übermenschlichen — Stufe durchgedrungen. Von nun an lehrte er seine Schülerinnen und Schüler, wie auch sie dasselbe erreichen konnten. Für Buddhisten von damals und heute verkörpert der Buddha deshalb ein Ideal, das sie selbst verwirklichen können. Zugleich folgen sie in ihm dem best möglichen Lehrer, der zur Erleuchtung führen kann.

Jeder Mensch, der sich beharrlich bemüht, kann Erleuchtung erlangen. Buddhaschaft ist so etwas wie ein Vermögen oder eine Art Versprechen, das uns als Menschen in die Wiege gelegt ist. Die uns eigene Möglichkeit, uns unserer selbst gewahr zu werden, ist unser Erleuchtungspotenzial oder die [link:]Buddhanatur. Allerdings müssen wir einiges dazu tun, damit das Versprechen wahr wird. Wir müssen es gewissermaßen selbst einlösen. Je nach Temperament und Reifegrad werden wir den einen oder anderen ‚Weg’ einschlagen: Zum Beispiel können wir buddhistische Praxis so verstehen, dass darin unser eingeborenes Erleuchtungspotenzial — unsere Buddhanatur — allmählich klarer aufscheint und hervortritt. Oder wir können uns voller Eifer bemühen und Erleuchtung anstreben, als sei sie etwas Jenseitiges, Transzendentes. Schließlich können wir uns auch den Erleuchteten der Vergangenheit und Gegenwart vertrauensvoll hingeben und sie auf uns wirken lassen. In gewisser Hinsicht ist es zweitrangig, ob wir diesen oder jenen Ansatz wählen. Im spirituellen Leben wird wahrscheinlich mal dieses, mal jenes angemessen sein. Das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie der historische Buddha Schakyamuni [link:Buddha als Lehrer] gelehrt hat. Je nach Temperament, Reifestand und Neigung schlug er seinen Schülerinnen und Schüler verschiedene Wege und Methoden vor. Dabei war er immer bestrebt, falsche Dogmen aufzulösen und in jeder Situation das existenziell Wesentliche mit dem konkret Angemessenen zu verbinden.